Verhaltenstherapie bedeutet in erster Linie: Hilfe zur Selbsthilfe! In den ersten Gesprächen schildern Sie mir Ihre Probleme und es erfolgt die Stellung der Diagnose. Der nächste, wichtige Schritt, ist die gemeinsame Festlegung auf Therapieziele.

Gegenstand der Psychotherapie ist immer eine Veränderung. Das kann eine Änderung Ihres Verhaltens sein, oder Ihrer Einstellung zu bestimmten Themen / Ereignissen, mit der Folge, dass sich auch Ihre Gefühle verändern. Meist bezieht sich die Veränderung im Rahmen der Therapie auf alle drei Bereiche. Therapieziele beschreiben das, was Sie gerne verändern möchten.

Daher ist es zu Beginn einer Psychotherapie sinnvoll, zu klären, was Sie gerne verändern möchten. Dafür besprechen wir zunächst, wodurch nach Ihrer Einschätzung die Symptome, unter denen Sie leiden, ausgelöst worden sind.

Dabei gibt es nur einen Menschen auf diesem Planeten, den Sie überhaupt ändern können – sich selbst! Wir können überlegen, was Ihnen an der eigenen Person nicht gefällt bzw. stört und womit Sie sich selbst oder anderen Schwierigkeiten bereiten (z.B. Vergesslichkeit, Aufschieberitis, nicht Nein sagen, etc.). Natürlich können wir auch überlegen, ob es sinnvoll sein kann, Eigenschaften oder Verhaltensweisen, die andere Menschen wiederholt an Ihnen kritisiert haben, zu verändern oder nicht.
In der Verhaltenstherapie betrachten wir auch, ob bestimmte Verhaltensweisen wie z. B. bei Zwängen, Essproblemen oder suchtartigem Verhalten, eine bestimmte „Funktion“ haben, ohne, dass Ihnen dieses bewusst ist.

So können Sie sich fragen, welche Gefühle mit Essanfällen versucht werden, zu neutralisieren, und daraus abgeleitet, entsprechende Ziele zu entwickeln, wie Sie mit derartigen Zuständen in Zukunft umgehen möchten. Oft ist es hilfreich herauszufinden, welche äußeren Veränderungen den Symptomen als möglicher Auslöser vorausgingen und welche Gefühle damit verbunden waren.

Ziele sollten grundsätzlich positiv formuliert sein. Also nicht „Ich will, dass dieses oder jenes Symptom verschwindet / weggeht, etc.“ In der Regel hat ja jeder schon selbst mehr oder weniger erfolglos versucht, den auftretenden Beschwerden direkt gegenzusteuern.

Was sind Kennzeichen sinnvoller Therapieziele?
Gute und hilfreiche Therapieziele sollten mehreren Kriterien genügen. Sinnvoll ist die Zielformulierung anhand der sogenannten SMART Regel. Ziele sollten positiv formuliert sein und folgenden Kriterien entsprechen:

a) Spezifisch – So konkret wie möglich
b) Messbar – woran können Sie die Zielerreichung messen?
c) Attraktiv – Sie sollten Freude daran haben, das Ziel zu erreichen und natürlich in Bezug auf eine Veränderung Ihrer Symptome sinnvoll sein
d) Realistisch – Die Ziele sollten mit eigenen Mitteln und durch Ihre Veränderung erreichbar sein
e) Terminiert – Die Ziele sollten während der Therapie erreichbar sein, zumindest wichtige Zwischenschritte.

In diesem Sinne sind gute Therapieziele z. B. „Selbstbewusster werden“ oder „meine Aufgaben mit mehr Zeit und Ruhe erledigen“. Weniger geeignet sind Ziele wie „glücklicher werden“ (wenig konkret), „mich nicht mehr so hetzen“ (negativ formuliert) oder „nur noch allerbeste Leistungen erbringen“ (Dieses Ziel ist möglicherweise nicht erreichbar und führt dazu, dass man sich sehr unter Druck setzt.)
Wichtig ist auch, dass Ihre Therapieziele klar sind und die Formulierungen kein vielleicht, möglicherweise, eigentlich, eher, etwas oder ähnliche verwässernde Bezeichnungen enthalten.

Neben der Veränderung der eigenen Person, können im Rahmen einer Psychotherapie auch Entscheidungen im Hinblick auf äußere Veränderungen getroffen werden. Diese äußeren Ziele sind möglicherweise gut und richtig, therapeutische Veränderungsziele beziehen sich jedoch auf die eigene Person, können dann auch dazu dienen, sich an neue äußere Gegebenheiten erfolgreich anzupassen.
In der Regel ist es sinnvoll, dass wir uns auf nicht mehr als 2 bis 4 Ziele verständigen.
Um das Thema für Sie „greifbarer“ zu machen, habe ich für einige wichtige Krankheitsbilder, die ich in meiner Praxis behandle, einige Beispielzielformulierungen aufgelistet. Natürlich besprechen wir „Ihre“ individuellen Ziele zu Beginn der Therapie und halten diese auch schriftlich fest.

Beispielziele bei Depressionen:

• selbstbewusster werden
• mich mehr durchsetzen
• mir erlauben, es anderen nicht immer recht zu machen
• „nein“ sagen
• zu mir selbst stehen, ich selbst sein
• mich wertschätzen, mich annehmen
• mich wehren, wenn ich schlecht behandelt werde
• mehr an mich denken
• besser für mich sorgen
• wieder aktiver zu sein
• handeln statt zurückziehen
• Perfektionismus abbauen
• Lob annehmen lernen
• dankbar sein für positive Dinge
• Schuldgefühle abbauen
• lernen meinen Ärger wahrzunehmen

Beispielziele bei Angststörungen:
• mich meinen Ängsten stellen und sie aushalten
• meine Gefühle besser wahrnehmen
• eigenständiger werden
• bei beginnenden Panikattacken ruhig atmen und mir den Kreislauf der Angst ins Gedächtnis rufen
• häufiger unter Menschen gehen/telefonieren (bei sozialen Ängsten)
• auch wieder etwas alleine unternehmen

Beispielziele bei Burnout:
• mir mehr Ruhe und Zeit geben
• Pausen machen
• lernen auch mal etwas liegen zu lassen
• die Gesamtwochenarbeitszeit reduzieren
• Gefühle von Versagen und Wertlosigkeit verstehen und richtig einordnen lernen
• üben Erholungsphasen einzuplanen und auszuhalten
• die eigenen Bedürfnisse und die meines Körpers kennen und berücksichtigen lernen
• mir erlauben Fehler zu machen
• Ansprüche an die eigene Person/die eigenen Leistungen reduzieren
• Privat- und Berufsleben trennen
• regelmäßig Sport machen
• jeden Tag etwas tun, was mir gut tut

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